Kurzgeschichte: Die Künstlerin
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Um das Gespräch von sich zu lenken, fragte er: "Und was machen Sie beruflich?" – "Ja, ich bin Malerin," und damit er dies nicht mit Anstreichen verwechselte, fügte sie hinzu: "Ich male seit meinem vierzehnten Lebensjahr, habe dann eine Kunsthochschule in New York absolviert und seit einigen Jahren arbeite ich hier." Er schluckte, eine Künstlerin saß vor ihm, eine richtige Künstlerin.

Leider verfliegt die Zeit bei solchen Begegnungen immer zu schnell und ehe wir uns versehen, ist dieser magische Augenblick vorbei. Die Mittagszeit ging zu Ende und er mußte, als ordentlicher Bankangestellter, zu seinem Schreibtisch zurück. Zu spät fiel ihm ein, daß er sich gerade mit dieser Frau ganz bestimmt über etwas anderes als seine Arbeit unterhalten wollte. Er konnte sie nicht so einfach gehen lassen: "Ich würde gerne unser Gespräch fortsetzen, vielleicht könnten wir zusammen Essen gehen?"

"Tja, warum nicht, rufen Sie mich mal an", sagte sie und drückte ihm ihre Visitenkarte in die Hand. Darauf stand "Ellen Winter, Malerin und Fotografin."
Das wirkte immer.

 

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