Er rief noch am selben Abend an,
als die Ehefrau gerade außer Hörweite war, wahrscheinlich in der Badewanne oder bereits
im Bett.
Im heimischen Umfeld, in sicherer Umgebung erwachte in ihm endgültig der
Vorstadt-Casanova und er säuselte ihr ins Ohr, daß er sie unbedingt wiedersehen möchte
und daß er so eine faszinierende Frau noch nie getroffen habe.
Phrasen, die er in irgendwelchen billigen Liebesfilmen gehört hatte und in seinem
Gedächtnis verhaftet hatte für die Gelegenheit, die einmal kommen mußte.
Nach ihrer festen Regel verabredete sie sich
mit ihm für den übernächsten Tag. Schmoren sollte er.
Sie trafen sich in "Muchamour" einem
ruhigen Restaurant der gehobenen Klasse. Während dieser zwei Tage hatte er sich eine
Traumvorstellung von ihr, der Künstlerin, gebildet und traf sich nun nicht mit der
Ellen Winter aus Fleisch und Blut, sondern mit der Verkörperung seiner Wünsche und
Sehnsüchte.
Nach der Vorspeise und der höflicher
Plauderei, traute er sich, sie schließlich nach ihrem Privatleben zu fragen. Er erwartete
spektakuläre Bekenntnisse über uferloses Leben im Dienste der Inspiration. |